Michael Beutler

28.09.2025-22.02.2026

 

Michael Beutler (°1976, DE) präsentiert in Z33, das Haus für aktuelle Kunst, Design & Architektur seine erste große Einzelausstellung in Belgien. In den letzten Wochen tauschte er sein Berliner Atelier gegen das Kunsthaus in Hasselt, wo seine Werke entstanden. Große Mengen Papier, Karton und Textilien fanden ihren Weg ins Gebäude und wurden mit selbstgebauten Werkzeugen zu Bausteinen für umfangreiche Installationen: von bunten Säulen und Papierwaffeln bis hin zu Locken, Schleifen und einem wellenförmigen Webatelier.

Z33 fühlt sich derzeit wie ein großes Atelier an, in dem die Freude am Machen überall spürbar ist. Gemeinsam mit einem Team von fünfzig Teilnehmer:innen – studentischen Hilfskräften, Vermittler:innen, Architekturstudierenden (UHasselt) und Produktdesignstudierenden (LUCA School of Arts, Campus C-mine) – erkundet Beutler die künstlerischen Möglichkeiten einfacher Materialien. Er zeigt Größe in Einfachheit und Zusammenarbeit – und beweist, wie man mit begrenzten Mitteln, Fantasie und Teamarbeit Beeindruckendes schaffen kann.

Ein Gebäude so zart wie Papier

Die Kunst und das Handwerk des Bauens sind für Beutler eine wichtige Inspirationsquelle – auch in Z33. Für ihn ist das Gebäude der italienischen Architektin Francesca Torzo wie ein feines Blatt Papier: verletzlich, offen für Eingriffe und voller Möglichkeiten. Papier wird so nicht nur zur Metapher, sondern auch zum Material und Leitfaden der Ausstellung. Während die Außenfassade des Kunsthauses glatt und abgeschlossen wirkt, fühlt sich das Innere wie ein „glänzender“ Rohbau an, der zur Ergänzung und Heimeligkeit einlädt. Beutler reagiert mit großen und kleinen Eingriffen: von Möbeln, bunten Wänden und Modellen bis hin zu Türen aus seinem Atelier, die einen intimeren Raum schaffen. So entsteht eine Schnittstelle – eine Verbindung zwischen Mensch und Architektur.

Nicht so steife Hosen

Schon im ersten Raum nimmt Beutler die Architektur in die Hand. In der langgestreckten Passage wandert man entlang bunter Säulen, deren leichte, röhrenartige Strukturen bis zu zehn Meter hoch reichen. Diese Stiff Pants aus Draht und Papier sind ein spielerischer Verweis auf monumentale Architektur. Im hinteren Bereich steht eine Art Laminiergerät, das Beutler entworfen hat, um das Drahtgeflecht mit Papier zu überziehen. Es wird zur Skulptur – Ausdruck seiner Vorstellung vom Museum als Werkstatt. Er bricht mit dem Bild des zurückgezogenen Künstlers im Atelier; das Werk entsteht vor Ort, im Dialog mit dem Team.

Lichtmaschine

Im „Turm“ greift Beutler nicht nur in den Raum, sondern auch ins Licht ein. Vier Säulen lassen ein riesiges hölzernes Papiersieb schweben. Ein stabiles, durchscheinendes Blatt Papier lässt das Licht sanft hindurch. Dieses Blatt wurde im Innenhof hergestellt, wo eine Papiermühle alte Buchseiten zu Brei verarbeitete. Die Masse füllte das Sieb, und nach dem Trocknen wurde das Ganze hochgezogen. Nun bildet es eine schwebende Decke, deren Fasern durch das Licht von oben sichtbar bleiben. Diese Intervention verweist auf eine frühe Arbeit aus seiner Studienzeit, Gipsdecke (2002).

Papierverbindungen

Papier gehört zu Beutlers Lieblingsmaterialien. In dieser Ausstellung erscheint es in allen Formen und Farben. Weg vom flachen Blatt entstehen dreidimensionale Skulpturen: von großen Papierwaffelgittern bis hin zu Schleifen und Locken. The Garden, Rustika und Zustand mit Loops und Kringeln wirken groß und robust, sind aber überraschend fragil und anspruchsvoll. Nach dem Verlassen des Werkzeugs können sie nur wenige Male bewegt werden. So betont Beutler den Kontrast zwischen Monumentalität und Vergänglichkeit.

„Für mich bilden all diese Unvollkommenheiten ein eigenes Muster. Sie machen den Prozess lebendig, echt. Genau diese Arbeitsweise passt für mich – intuitiv, effizient und treu dem, was entsteht.“

Beutler hat die Werkzeuge für diese Kunstwerke selbst entworfen. Sie sind einfach, erfordern aber Zusammenarbeit. Es ist alles andere als Fließbandarbeit: Die Nutzer:innen entscheiden selbst, wie sie damit arbeiten, wodurch Variationen in Größe, Farbe und Ausführung entstehen. Mit fortschreitendem Prozess wächst die Fertigkeit, und die Skulpturen werden feiner. Die perfekten Unvollkommenheiten sind ein gewünschter Effekt und ein Gegenpol zur industriellen Standardisierung.

„Ich arbeite nicht auf ein festes Endergebnis hin. Für mich zählt der Prozess – wie wir mit dem Material umgehen, wie wir zuhören, reagieren und Raum lassen für das, was sich zeigen will. Meine Arbeit dreht sich um Verbindungen: zwischen Formen, Menschen und Momenten. Und diese Verbindungen sollen spürbar sein, sichtbar in dem, was ich mache.“

Szenografie für ein Haus

Haus Beutler unterteilt das erste Obergeschoss in eine Reihe kleinerer Räume, aufgebaut aus Fragmenten seiner Arbeiten der letzten 25 Jahre. Zwischen bunten Wänden entdeckt man Modelle, Tests und Videos früherer Projekte. Aufgrund ihrer Größe ist es unmöglich, sie alle zu zeigen – daher bringt er hier Fragmente vieler Projekte zusammen. Für die Holzstruktur greift Beutler auf traditionelle japanische Architektur zurück – ein Beispiel für feines Handwerk und technisches Können. Die Zwischenwände sind gleich lang, wurden aber nicht für Z33 entworfen. Darin liegt für ihn die Freude am Machen: Wie können standardisierte Elemente sinnvoll mit einem spezifischen Ort zusammenfallen?

Vom Atelier zur wellenförmigen Szenografie

Beutler richtet einen Raum als Webatelier ein, mit einem monumentalen Webstuhl für Teppiche aus recyceltem Textil. Das Gerät reiste durch verschiedene Ausstellungen und trägt Spuren kollektiver Nutzung. Für einen Teppich von 400 kg braucht es sechs Personen, die eine Woche lang weben. Die großen Stoffbahnen kräuseln sich leicht und wellen sich über den Boden des Saals Le Lac – benannt nach der Decke mit ihrem wellenförmigen Diamantmuster, das an eine Wasseroberfläche erinnert.

Symbolische Tür

Am Ende der Ausstellung schließt Michael Beutler – im wörtlichen und übertragenen Sinne – die Tür hinter sich. Damit reagiert er auf die Architektur von Z33, wo Flügel 19 und Flügel 58 nahtlos ineinander übergehen. Um dieses Gefühl zu durchbrechen, platzierte Beutler die Tür seines alten Ateliers am Ende der Ausstellung – ein mehr als symbolischer Eingriff. Die Geste passt zu seiner Vorstellung vom Museum als Werkstatt: Wo man zu Beginn der Ausstellung sein Atelier betritt, verlässt man es nun durch dieselbe Tür, die er jahrelang jeden Abend hinter sich schloss.

Curator: Tim Roerig

BIO

Michael Beutler (1976, DE) ist ein Künstler, der an der Schnittstelle von Skulptur und Installation arbeitet. ​ Er studierte von 1997 bis 2003 an der Städelschule in Frankfurt am Main sowie 2000 und 2001 an der Glasgow School of Art. In den Jahren 2016 und 2017 unterrichtete er an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel und ist seit 2019 Professor für Skulptur an der Hochschule für bildende Künste Hamburg (HFBK).

Zu seinen jüngsten Einzelausstellungen zählen Haus Beutler bei La Loge in Brüssel, Pump House bei Spike Island in Bristol und Nottingham Contemporary in Nottingham, Moby Dick im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart, sowie Plonger et Puiser im Hangar à Bananes in Nantes und Stardust im Wilhelm-Hack-Museum in Ludwigshafen. ​
Er nahm außerdem an internationalen Biennalen teil, darunter die Singapore Biennale, die Gwangju Biennale, die Berlin Biennale und die Biennale von Venedig. Ein bedeutender Teil seiner Arbeit ist der Entwicklung von Kunstprojekten im öffentlichen Raum gewidmet, darunter Polder Peil in der Wilhelmina Polder in den Niederlanden, Oak Barrel Baroque bei der Fondazione La Raia in Ligurien und Råby Planet in Råby, Schweden.

Darüber hinaus hatte er zahlreiche Einzelausstellungen in Galerien, darunter Galerie Michael Neff (Frankfurt am Main), Galerie Nagel/Draxler (Berlin und Köln), Galerie Bärbel Grässlin (Frankfurt am Main), Galeria Franco Soffiantino Arte Contemporanea (Turin), Pinksummer (Genua) und Ehrhardt Flórez (Madrid).

 

Pressebilder

Veerle Ausloos

Pers & Communicatie, Z33 Huis voor Actuele Kunst, Design & Architectuur

 

 

 

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Über Z33 - Haus für aktuelle Kunst, Design & Architektur

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