Mutter Maas nistet sich in Kinrooi ein

Skulptur von Laure Prouvost wird installiert

 

Am Bastion in Kinrooi wird heute eine monumentale Bronzeskulptur der renommierten französischen Künstlerin Laure Prouvost aufgestellt. Das Werk ist die neueste Ergänzung des Projekts Kunst an der Maas. Nach dem Tree of Life in Lanaken erhält nun auch Kinrooi ein dauerhaftes Kunstwerk innerhalb dieses grenzüberschreitenden Kunstpfades. In den kommenden Wochen werden noch einige vorbereitende Arbeiten abgeschlossen. Ab dem 13. Juli ist Mother! Oui dream till the end für die Öffentlichkeit am Wasser beim Bastion in Kessenich zu besichtigen.

Mutter Maas als Symbol für Fruchtbarkeit und Verbundenheit

Im äußersten Nordosten von Kinrooi liegt ein weitläufiger Baggersee – entstanden durch Kiesabbau, heute ein Rückzugsort für Mensch und Natur. Genau an diesem unerwarteten Ort findet Mother! Oui dream till the end von Laure Prouvost ihr Zuhause. Die monumentale Skulptur ist eine künstlerische Interpretation der Maas, die seit Jahrhunderten Fruchtbarkeit und Wohlstand in die Region bringt. Deshalb wird der Fluss im Volksmund liebevoll Mutter Maas genannt.

Prouvost stellt Mutter Maas als hybride Figur dar: halb Frau, halb Wasserwesen, mit rundem Schwangerschaftsbauch, Tentakelarmen und bronzenen Vögeln, die auf ihren Armen nisten. Wie eine schützende Mutter umschließt sie einen Berg aus Maas-Kies, gewonnen aus demselben Boden, aus dem einst der See entstanden ist. Der Kies steht für die Vergangenheit des Abbaus, erhält hier jedoch eine neue Bedeutung als Symbol für Fürsorge, Verbindung und Verwurzelung in der Landschaft. Mit einem ihrer Tentakel steckt sie eine Flagge in den Kiesberg – darauf die Worte Oui dream till the end. Die Flagge bleibt auch bei Hochwasser sichtbar und das Kunstwerk wird so Teil der natürlichen Dynamik der Umgebung.

Die Wahl des Standorts ist kein Zufall. Der See liegt in unmittelbarer Nähe zum sogenannten „Ende Belgiens“, einem symbolischen Grenzpunkt, an dem Natur, Geschichte und Landschaften aufeinandertreffen. Prouvost, die selbst aus einer französisch-belgischen Grenzregion stammt, spielt in ihren Arbeiten häufig mit Mehrsprachigkeit und Bedeutungsverschiebung. „Oui“ klingt wie das englische „we“, also „wir“, erklärt sie. „Die Flagge drückt die Hoffnung aus, dass wir gemeinsam weiterträumen – bis zum Ende.“

Die Entscheidung, Mutter Maas als halb Oktopus, halb Mensch darzustellen, spiegelt ein wiederkehrendes Motiv im Werk von Laure Prouvost wider. Ein Oktopus besitzt mehrere Herzen und kein zentrales Gehirn. Seine Sinneswahrnehmung und sein Denkprozess finden über die Tentakel statt: Er denkt, indem er fühlt, und fühlt, indem er denkt. Durch diese Eigenschaften in einer menschlichen Form vereint, lädt Prouvost uns ein, die Welt anders zu betrachten, zu fühlen und sich in andere Wesen hineinzuversetzen.

Grenzüberschreitendes Handwerk

Mother! Oui dream till the end ist nicht nur ein künstlerisches Wahrzeichen im Maastal, sondern auch ein Beispiel für grenzüberschreitendes handwerkliches Können. Die sechs Meter lange, drei Meter hohe und fast zwei Tonnen schwere Skulptur entstand in einem anderthalbjährigen, aufwendigen Produktionsprozess in Zusammenarbeit mit spezialisierten Bronzegießereien in Belgien und den Niederlanden.

Laure Prouvost begann den kreativen Prozess mit verschiedenen Ideen, Skizzen und Tonmodellen. In engem Austausch mit einer lokalen Arbeitsgruppe aus Kinrooi, die unterschiedliche Fachkompetenzen vereinte, wurde der Entwurf für Mutter Maas ausgewählt und weiter ausgearbeitet. Auf dieser Grundlage wurde bei Brons Atelier in Zottegem ein 3D-Scan erstellt und eine lebensgroße Form aus Styropor gefräst, die anschließend von einem Team von Bildhauer:innen bis ins kleinste Detail verfeinert wurde. Die Formen wurden nach Balk in die Niederlande transportiert, wo das Bronze bei Temperaturen von bis zu 1200 °C gegossen wurde. Nach dem Aushärten kehrten die Einzelteile zurück nach Belgien, um poliert und montiert zu werden.

Auch die Installation vor Ort erforderte höchste Präzision. Aufgrund der Größe des Kunstwerks und der Lage im offenen Wasser wurde ein temporärer Damm errichtet, um das Fundament im Trockenen zu bauen. Dieses Fundament verschwindet später wieder unter Wasser, sodass die Skulptur scheinbar aus dem See emporragt.

Ein neuer Blickfang für Kinrooi

Mit der Ankunft von Mother! Oui dream till the end erhält Kinrooi ein neues künstlerisches Wahrzeichen, das sich harmonisch in die Landschaft des RivierPark Maasvallei einfügt.

Mark Hoedemakers, Kulturschöffe von Kinrooi, betont die Bedeutung des Werks für die Gemeinde: „Dieses Kunstwerk ist viel mehr als eine touristische Attraktion. Es ist ein starkes Symbol dafür, wer wir als Maas-Gemeinde sind: verbunden mit dem Wasser, unserer Geschichte und unserer Zukunft. Mutter Maas lädt alle ein, innezuhalten, hinzuschauen und die Landschaft aus einer neuen Perspektive zu erleben.“

Von Anfang an war auch eine lokale Arbeitsgruppe aus Kinrooi eng in den Entstehungsprozess eingebunden. Luc Vanthoor, Mitglied der Arbeitsgruppe, blickt zurück: „Wir sind buchstäblich von einem weißen Blatt Papier gestartet – mit dem Ziel, ein Kunstwerk mitzugestalten, das für unsere Gemeinde von Bedeutung ist. Für mich war es entscheidend, dass das Werk mit Kinrooi verbunden ist – und genau das ist uns gelungen.“

Wachsende Kunstlinie entlang der Maas

Mother! Oui dream till the end ist das zweite Werk innerhalb des Kunstprojekts Kunst an der Maas. Bereits zuvor wurde Tree of Life von Mark Dion in Herbricht (Lanaken) enthüllt. Am 24. August folgt die Einweihung von Reflection von Germaine Kruip in Meeswijk (Maasmechelen). Anfang Oktober wird zudem das Werk von Adrien Tirtiaux in Maaseik vorgestellt.

Praktisch

Für Familien mit Kindern

Vom Bastion aus ist das Kunstwerk bereits gut sichtbar. Wer dem Deichweg folgt, kann ganz nah an die Skulptur herantreten. Entlang des Ufers finden Familien zudem mehrere große Kieselsteine aus der Maas mit spielerischen Aufgaben für Kinder.

Wander- und Radwegenetz

Mother! Oui dream till the end ist über das Wander- und Radwegenetz des RivierPark Maasvallei gut erreichbar. Besucher:innen können auf Parkplatz 3 oder 4 im Wandergebiet Kessenich en de Drie Eigen parken. Von dort führt die Beschilderung Kunst an der Maas entweder über die rote Wanderroute ab Parkplatz 3 oder die violette Route ab Parkplatz 4 (Visit Kinrooi) direkt zum Kunstwerk. Feste, wasserdichte Wanderschuhe werden empfohlen, alternativ ist das Bastion auch direkt erreichbar.

Wer noch mehr entdecken möchte, kann die rote Route durch das Naturgebiet Koningssteen-Kollegreend weiterwandern – eine der schönsten Landschaften im Maastal. Unterwegs passiert man das symbolische „Ende Belgiens“, auf das Prouvost subtil im Titel ihres Werkes anspielt.

Mit dem Fahrrad erreicht man die Skulptur zwischen den Knotenpunkten 21 und 22. Die Radwegenetze von Flandern, den Niederlanden und Deutschland sind hier nahtlos miteinander verbunden.

Auf der Suche nach einem Mikro-Abenteuer über mehrere Tage? Die Fernwanderroute des RivierPark Maasvallei führt direkt am Kunstwerk vorbei. Oder entdecken Sie Mother! vom Wasser aus – mit einem geräuschlosen Boot (über Botel Ophoven) oder einem Treibgut-Floß (Sailcenter Limburg). Weitere Ausflugstipps finden Sie unter https://visitkinrooi.com/de/home/

 

Über Laure Prouvost

Laure Prouvost (Croix-Lille, 1978) lebt und arbeitet zwischen Antwerpen und London.

Sie wurde 2013 mit dem Turner Prize ausgezeichnet, erhielt 2011 den Max Mara Prize for Women, den Principal Prize beim Oberhausen Kurzfilmfestival 2010 und 2011 sowie den FIPRESCI Critics’ Prize bei der 62. Ausgabe desselben Festivals. 2009 gewann sie den EAST International Award. 2016 wurde sie zum Ritter des französischen Verdienstordens ernannt, 2019 zur Offizierin des Ordens für Kunst und Literatur. Im selben Jahr vertrat sie Frankreich bei der 58. Internationalen Kunstausstellung der Biennale von Venedig.

Prouvosts Werke wurden weltweit in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt, darunter im De Pont, Bonnefantenmuseum und M HKA. Ihre Arbeiten sind Teil bedeutender öffentlicher und privater Sammlungen.

Mit Videos, Zeichnungen, Teppichen, Keramik, Fotografie, Performances und vor allem Sprache schafft Prouvost immersive Installationen, die Betrachter:innen in einen Zustand kollektiver und individueller Reflexion versetzen. Worte, Bilder, Erinnerungen und Sinneseindrücke werden von ihr auf spielerische Weise verfremdet und neu zusammengesetzt. Ihr frecher, humorvoller Umgang mit Sprache ist geprägt von ihrer eigenen Erfahrung zwischen der gesprochenen Alltagssprache in England und ihrer Muttersprache Französisch.

Über Kunst an der Maas

Kunst an der Maas ist eine Initiative von Z33 – Haus für aktuelle Kunst, Design & Architektur (Hasselt) und dem Regionalen Landschaftsverband Kempen & Maasland. Das Projekt wird ermöglicht durch die Unterstützung der Flämischen Regierung (Toerisme Vlaanderen und Fonds für kulturelle Infrastruktur), De Vlaamse Waterweg und der fünf Maas-Gemeinden (Kinrooi, Maaseik, Dilsen-Stokkem, Maasmechelen und Lanaken) sowie zahlreicher Partner im RivierPark Maasvallei

Dieses Kunstwerk entstand in Zusammenarbeit mit einer lokalen Arbeitsgruppe aus Kinrooi (Jörgen Janssenswillen, Anja Neskens, Koen Prikken, Christel Rutten, Luc Vanthoor), der Gemeinde Kinrooi, De Vlaamse Waterweg, Brons Atelier, Flassh Bronsgieterij Balk (NL), Vandebos Bouwonderneming, Ebema, Dr. Ir. Ing. Robrecht Keersmaekers, Peter Firman, Magma Architecten und Dinanderie Clabots.

Dank an die Tentakel des Studios: Mona Pouillon, Dora Benyó, Elia Castina, Véronique Vaes.

 

Fotos von der Installation 26.06.25

 

Fotos vom Prozess

 

 

Veerle Ausloos

Pers & Communicatie, Z33 Huis voor Actuele Kunst, Design & Architectuur

 

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